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Die "neue" Fahne der Schützenkompanie Tramin
von Peter Kofler
Die Fahne wurde aufgrund einer Darstellung auf einem alten Gruppenfoto der Traminer Schützen aus der Zeit vor 1900 rekonstruiert. Diese Fahne, die damals schon viele Altersschäden aufwies, dürfte genauso spurlos wie die Schützenfahne welche am 18. November 1900 auf dem Rathausplatz geweiht wurde, während der Faschistenzeit verschwunden sein. Einzig die Sturmfahne Tramins aus dem Jahre 1796 konnte diese schlimme Zeit überleben, da sie von der Familie von Elzenbaum in Gewahrsam genommen wurde.

Die Vorderseite der neuen Traminer Fahne 
Die nun wieder rekonstruierte Doppeladlerfahne besteht aus einem im rechten Winkel zur Fahnenstange in vier Bahnen geteilten Tuch. Jede dieser vier einzelnen Bahnen wird wiederum von keilförmigen Wellen in den Farben Weiß und Grün durchbrochen. Dieses so zusammengefügte geometrische Zierrat, eine Art breitflächiges Zickzack- oder Wellenmuster, ergibt ein schönes und interessantes Fahnenbild in den Schützenfarben. Ein stilisierter gelbgoldener Lorbeerkranz um den sich ein naturgetreu dargestellter Blätterkranz windet, umkränzt das Doppeladlermotiv in der Mitte. Innerhalb des Lorbeerkranzes verschwindet das Wellenmuster und die weiße und grüne Farbe teilt sich parallel zur Fahnenstange in zwei Farbteile. Der dargestellte schwarze Doppeladler hält in seiner linken Kralle das Reichsschwert und dahinter, sehr verdeckt das Reichsszepter. Das Objekt in der rechten Kralle des Adlers ist auf der alten Fotografie nicht erkennbar weil es von den Schützen auf dem Gruppenbild verdeckt wird, es muss sich, alten Wappendarstellungen zufolge jedoch um den Reichsapfel handeln. Die Köpfe der beiden Adler sind nicht mit Kronen bestückt, sondern von einem Heiligenschein umgeben, was als ein Zeichen für das "Heilige Römische Reich Deutscher Nation", welches im Jahre 1806 unter dem Druck Napoleons endete, aufgefasst werden kann. Die den Adler krönende Krone entspricht einer sehr stilisierten Darstellung der österreichischen Kaiserkrone. Der schwarze Doppeladler trägt in seinem Wappenschild das Gemeindewappen von Tramin jedoch mit einem achtstrahligen Stern und dem darüber liegenden Halbmond. Einen achtstrahligen Stern im Traminer Wappen weist auch das Wappenbild auf dem Kirchturm und wies das übertünchte Wappenfresko im alten Widum in der Hans-Feur-Straße auf.

Die verschollene Fahne, nach der die neue 
Traminer Fahne rekonstruiert worden ist.
Das Wappenschild auf der Fahne hat eine geschwungene Form und nicht, wie für die Wappen des letzten Viertels des 19. Jahrhunderts üblich, einen kantigen Aufbau, es wird von zwei steigenden Löwen in deren Vorderpranken gehalten. Ein von Löwen gehaltenes Gemeindewappen traf man auch auf dem besagten Wappenfresko im alten Widum in der Hans-Feur-Straße und, alten Fotografien zufolge, einst auch auf dem Traminer Rathausgebäude oberhalb des linken Stiegenaufganges an. Im Übrigen wird auch das auf der alten Standarte der Traminer Feuerwehr dargestellte Traminer Wappen von zwei Löwen gehalten.

Das Traminer Wappenschild selbst wird vom Hermelin besetzten österreichischen Herzogshut gekrönt. Der Herzogshut, das unumstrittene Symbol des Landesfürsten, ist auf Fahnendarstellungen sehr selten zu fi nden. Da das Traminer Gemeindewappen vom Herzogshut gekrönt wird, so könnte man aus dieser Symbolik den direkten Anspruch des Landesfürsten auf die Gemeinde verstehen. Geschichtlich gesehen würde diese Wappenzusammenstellung mit dem Jahre 1779 zusammentreffen. Denn in diesem Jahr kam das, seit dem frühen Mittelalter fürstbischöfliche Gericht Tramin in direkten landesfürstlichen Besitz. Damals tauschte nämlich Fürstbischof Peter Vigil Graf Thun mit dem Landesfürsten, dem Kaiser, die Gerichte Levico und Tramin gegen Altrei und Castello im Fleimstal. Da die Traminer erst seit da an als direkte landesfürstlich tirolische Untertanen galten, haben sie wohl kaum vor dem Jahr 1779, als fürstbischöfliche Untertanen, Fahnen mit dem Symbol des Tiroler Landesfürsten, besessen. Dies und die Tatsache das mit dem Jahre 1806 die Geschichte des "Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation" endete, lässt die Vermutung zu, das diese alte Traminer Fahne mit dem Adler des verloren gegangenen Reiches zwischen 1779 und 1806 entstanden sein könnte.

Die Rückseite der neuen Traminer Fahne 
Leider ist auf der alten Fotografie nur das Fahnenblatt mit dem Doppeladlermotiv ersichtlich, sodass die hintere Fahnenseite leider unbekannt ist. Die meisten Fahnen aus dieser Zeit zeigen auf der Rückseite religiöse Darstellungen, so zum Beispiel die Muttergottes, den hl. Sebastian, den gekreuzigten Heiland oder den jeweiligen Kirchenpatron. Herz-Jesu-Darstellungen auf Schützenfahnen gibt es vor dem Jahre 1797 keine, die älteste Darstellung befindet sich nämlich auf der Achenkircher Schützenfahne aus dem Jahre 1797 und auch nach 1797 findet man solche erst zur Mitte des 19. Jahrhunderts wieder in größerer Verbreitung. Um dieser geschichtlichen Tatsache gerecht zu werden und um ihre Bindung zum Heimatdorf aufzuzeigen, einigten sich die Traminer Schützen in Absprache mit ihrem Ehrenmitglied Kurat Josef Webhofer darauf, auf der Rückseite der Fahne eine Darstellung der Kirchenpatrone von Tramin, der Heiligen Quiricus und Julitta anzubringen. Als Motiv wurde hierfür die auf dem Kirchturm auf der Ostseite angebrachte Sandsteinskulptur der beiden Heiligen herangezogen.

Die Umrandung der Fahne besteht aus einer Goldborte und Goldfransen, die Fahnenstange besteht aus einer Holzstange mit Rillen, die von der Traminer Malerfirma Psenner & Kofler in aufwendiger Kleinarbeit kostenlos in den Schützenfarben Weiß und Grün bemalt wurde. Die Fahnenspitze der neuen Fahne besteht aus Messing, wobei in der Lanze selbst ein Tiroler Adler eingraviert wurde. Die aufwendige Herstellung der Fahne wurde vom Stickerei - Meisterbetrieb Annamarie Jaeschke aus dem bayrischen Englsberg mit historischem Einfühlungsvermögen und bestem Können ausgeführt.

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