Die Fahne wurde aufgrund einer Darstellung auf einem
alten Gruppenfoto der Traminer Schützen aus der Zeit vor
1900 rekonstruiert. Diese Fahne, die damals schon viele
Altersschäden aufwies, dürfte genauso spurlos wie die
Schützenfahne welche am 18. November 1900 auf dem
Rathausplatz geweiht wurde, während der Faschistenzeit
verschwunden sein. Einzig die Sturmfahne Tramins aus
dem Jahre 1796 konnte diese schlimme Zeit überleben,
da sie von der Familie von Elzenbaum in Gewahrsam
genommen wurde.
Die Vorderseite der neuen Traminer Fahne
Die nun wieder rekonstruierte Doppeladlerfahne
besteht aus einem im rechten Winkel zur Fahnenstange
in vier Bahnen geteilten Tuch. Jede
dieser vier einzelnen Bahnen wird wiederum
von keilförmigen Wellen in den Farben Weiß
und Grün durchbrochen. Dieses so zusammengefügte
geometrische Zierrat, eine Art
breitflächiges Zickzack- oder Wellenmuster,
ergibt ein schönes und interessantes
Fahnenbild in den Schützenfarben.
Ein stilisierter gelbgoldener Lorbeerkranz
um den sich ein naturgetreu
dargestellter Blätterkranz windet,
umkränzt das Doppeladlermotiv in
der Mitte. Innerhalb des Lorbeerkranzes
verschwindet das Wellenmuster
und die weiße und grüne
Farbe teilt sich parallel zur Fahnenstange
in zwei Farbteile. Der
dargestellte schwarze Doppeladler hält in seiner linken
Kralle das Reichsschwert und dahinter, sehr verdeckt das
Reichsszepter. Das Objekt in der rechten Kralle des Adlers
ist auf der alten Fotografie nicht erkennbar weil es
von den Schützen auf dem Gruppenbild verdeckt wird,
es muss sich, alten Wappendarstellungen zufolge jedoch
um den Reichsapfel handeln. Die Köpfe der beiden
Adler sind nicht mit Kronen bestückt,
sondern von einem Heiligenschein
umgeben, was als ein Zeichen für das
"Heilige Römische Reich Deutscher Nation",
welches im Jahre 1806 unter dem Druck Napoleons
endete, aufgefasst werden kann. Die den Adler krönende
Krone entspricht einer sehr stilisierten Darstellung der
österreichischen Kaiserkrone. Der schwarze Doppeladler
trägt in seinem Wappenschild das Gemeindewappen von
Tramin jedoch mit einem achtstrahligen Stern und dem
darüber liegenden Halbmond. Einen achtstrahligen Stern
im Traminer Wappen weist auch das Wappenbild auf dem
Kirchturm und wies das übertünchte Wappenfresko im
alten Widum in der Hans-Feur-Straße auf.
Die verschollene Fahne, nach der die neue
Traminer Fahne rekonstruiert worden ist.
Das Wappenschild auf der Fahne hat eine geschwungene
Form und nicht, wie für die Wappen des letzten Viertels
des 19. Jahrhunderts üblich, einen kantigen Aufbau, es
wird von zwei steigenden Löwen in deren Vorderpranken
gehalten. Ein von Löwen gehaltenes Gemeindewappen
traf man auch auf dem besagten Wappenfresko im alten
Widum in der Hans-Feur-Straße und, alten Fotografien
zufolge, einst auch auf dem Traminer Rathausgebäude
oberhalb des linken Stiegenaufganges an. Im Übrigen wird
auch das auf der alten Standarte der Traminer Feuerwehr
dargestellte Traminer Wappen von zwei Löwen gehalten.
Das Traminer Wappenschild selbst wird vom Hermelin
besetzten österreichischen Herzogshut gekrönt. Der Herzogshut,
das unumstrittene Symbol des Landesfürsten,
ist auf Fahnendarstellungen sehr selten zu fi nden. Da
das Traminer Gemeindewappen vom Herzogshut gekrönt
wird, so könnte man aus dieser Symbolik den direkten
Anspruch des Landesfürsten auf die Gemeinde verstehen.
Geschichtlich gesehen würde diese Wappenzusammenstellung
mit dem Jahre 1779 zusammentreffen. Denn in
diesem Jahr kam das, seit dem frühen Mittelalter fürstbischöfliche
Gericht Tramin in direkten landesfürstlichen
Besitz. Damals tauschte nämlich Fürstbischof Peter Vigil
Graf Thun mit dem Landesfürsten, dem Kaiser, die Gerichte
Levico und Tramin gegen Altrei und Castello im Fleimstal.
Da die Traminer erst seit da an als direkte landesfürstlich
tirolische Untertanen galten, haben sie wohl kaum vor
dem Jahr 1779, als fürstbischöfliche Untertanen, Fahnen
mit dem Symbol des Tiroler Landesfürsten, besessen. Dies
und die Tatsache das mit dem Jahre 1806 die Geschichte
des "Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation"
endete, lässt die Vermutung zu, das diese alte Traminer
Fahne mit dem Adler des verloren gegangenen Reiches
zwischen 1779 und 1806 entstanden sein könnte.
Die Rückseite der neuen Traminer Fahne
Leider ist auf der alten Fotografie nur das Fahnenblatt
mit dem Doppeladlermotiv ersichtlich, sodass die hintere
Fahnenseite leider unbekannt ist. Die meisten Fahnen aus
dieser Zeit zeigen auf der Rückseite religiöse Darstellungen,
so zum Beispiel die Muttergottes, den hl. Sebastian,
den gekreuzigten Heiland oder den jeweiligen Kirchenpatron.
Herz-Jesu-Darstellungen auf Schützenfahnen
gibt es vor dem Jahre 1797 keine, die älteste Darstellung
befindet sich nämlich auf der Achenkircher Schützenfahne
aus dem Jahre 1797 und auch nach 1797 findet
man solche erst zur Mitte des 19. Jahrhunderts wieder in
größerer Verbreitung. Um dieser geschichtlichen Tatsache
gerecht zu werden und um ihre Bindung zum Heimatdorf
aufzuzeigen, einigten sich die Traminer Schützen in Absprache
mit ihrem Ehrenmitglied Kurat Josef Webhofer
darauf, auf der Rückseite der Fahne eine Darstellung der
Kirchenpatrone von Tramin, der Heiligen Quiricus und Julitta
anzubringen. Als Motiv wurde hierfür die auf dem
Kirchturm auf der Ostseite angebrachte Sandsteinskulptur
der beiden Heiligen herangezogen.
Die Umrandung der Fahne besteht aus einer Goldborte
und Goldfransen, die Fahnenstange besteht aus einer
Holzstange mit Rillen, die von der Traminer Malerfirma
Psenner & Kofler in aufwendiger Kleinarbeit kostenlos
in den Schützenfarben Weiß und Grün bemalt wurde.
Die Fahnenspitze der neuen Fahne besteht aus Messing,
wobei in der Lanze selbst ein Tiroler Adler eingraviert
wurde. Die aufwendige Herstellung der Fahne
wurde vom Stickerei - Meisterbetrieb Annamarie
Jaeschke aus dem bayrischen Englsberg mit historischem
Einfühlungsvermögen und bestem
Können ausgeführt.
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